Fisch des Jahres: Europäischer Aal
Natur des Jahres
In diesem Jahr ist mit dem Europäische Aal (Anguilla anguilla) eine bemerkenswerte Fischart zum „Fisch des Jahres“ gewählt geworden, über dessen Situation viel zu wenig berichtet wird.
Mit ihren kaum ausgeprägten Flossen und der unscheinbaren Farbe sehen Europäische Aale auf dem ersten Blick nicht interessant aus, aber ihr Lebenszyklus hat es in sich: Sie kommen in der Sargassosee östlich von Florida zur Welt, wandern Tausende von Kilometern nach Europa, um dort die Flüsse hochzuschwimmen und sich im Süßwasser niederzulassen. Wenn sie ein Alter von 15-30 Jahren erreicht haben, wandern sie zu ihrem Geburtsort zurück, um sich dort fortzupflanzen und danach zu sterben. So geht der Zyklus wieder von vorne los. Der Europäische Aal ist vom Aussterben bedroht, seine Bestände haben um 98% abgenommen. Er ist massiv überfischt weil jedes Jahr viele Jungaale vor ihrer Ankunft am Zielgewässer abgefischt und nach Asien als Delikatesse exportiert werden. Dazu kommt der Bau von Wasserkraftwerken und Stauschleusen, welche die Flüsse für Aale unpassierbar machen und selbst wenn es Fischtreppen gibt, finden nicht genügend Aale diesen Umweg. Darüber hinaus wird ihr Lebensraum zerstört, indem Flüsse für die Schifffahrt ausgebaut werden, wodurch die Strömung zunimmt, sodass die Jungaale sie zum Teil nicht mehr passieren können.
Vom Verschwinden des Aals sind auch unsere Moorrandseen wie der Flögelner und der Halemer und Dahlemer See nicht verschont geblieben. Gab es noch in den 1970er Jahren zahlreiche Vorkommen, so sind sie inzwischen sehr selten geworden und um das komplette Verschwinden abzuwenden, müssen die Jungaale vor Kunstbauten wie der Kanalschleuse in Otterndorf eingesammelt und auf der anderen Seite wieder freigelassen werden. Dieses Nachhelfen per Menschenhand leistet vielerorts einen Beitrag zum Erhalt des Europäischen Aals. Bemerkenswert ist auch, dass aufgrund des komplexen Lebenszykluses sowie mangels Wissen über die Ernährung der Jungaale die Zucht noch nie gelungen ist und, dass der Aal den besten Geruchssinn im gesamten Tierreich hat. Dieser ersetzt sozusagen seinen Sehsinn.
An dieser Stelle vielen Dank für die fachliche Unterstützung beim Verfassen des Textes an Thomas Schultz.
Bild: Fisch des Jahres 2025 | Europäischer Aal (Anguilla anguilla). Quelle: DAFV, Eric Otten